Kosteneinsparungen durch Auslandsverlagerung:

Niedrigere Lohnkosten in Europa und weltweit

Für viele deutsche Unternehmen wird die Entscheidung für eine Auslandsverlagerung oder ein Offshoring zunehmend zu einem strategischen Schritt, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Neben steuerlichen Vorteilen und besseren Produktionsbedingungen ist einer der stärksten Treiber klar: niedrigere Lohnkosten. Dabei kommen sowohl europäische als auch außereuropäische Länder als Zielländer in Betracht – mit teils erheblichen Unterschieden in den Einsparpotenzialen.

1. Warum Lohnkosten der zentrale Faktor sind

Lohnkosten sind in vielen Branchen der größte Kostenblock in der Produktion oder bei Dienstleistungen. In Deutschland zählen nicht nur die Bruttolöhne zu den Unternehmensausgaben, sondern auch Arbeitgeberanteile zu Sozialabgaben, Beiträge zu Versicherungen und diverse Umlagen.

In Ländern mit deutlich geringerem Lohnniveau und niedrigeren Nebenkosten kann die Produktionsverlagerung oder der Standortwechsel zu Einsparungen von 30–80 % im Personalbereich führen. Diese Differenz kann entscheidend sein, um Margen zu verbessern oder in preissensitiven Märkten konkurrenzfähig zu bleiben.

2. Niedrigere Lohnkosten in europäischen Ländern

Auch innerhalb Europas gibt es große Unterschiede bei den Arbeitskosten. Besonders interessant für Unternehmen sind Länder mit moderaten Löhnen, guter Infrastruktur und politischer Stabilität.

  • Osteuropa (z. B. Polen, Ungarn, Rumänien, Bulgarien):
    Löhne im verarbeitenden Gewerbe sind oft nur ein Drittel bis die Hälfte der deutschen Kosten. Gleichzeitig profitieren Firmen von der Nähe zum Heimatmarkt, kurzen Lieferzeiten und der EU-Mitgliedschaft (keine Zölle innerhalb des Binnenmarkts).

  • Südosteuropa (z. B. Serbien, Nordmazedonien, Albanien):
    Noch niedrigere Löhne als in den meisten EU-Staaten, allerdings oft mit längeren Lieferwegen und teils höherem administrativem Aufwand.

  • Baltische Staaten (Estland, Lettland, Litauen):
    Attraktive Kombination aus moderaten Löhnen, digitalisierter Verwaltung und guter Anbindung an Nordeuropa.

3. Kostenvorteile in außereuropäischen Ländern

Außereuropäische Standorte bieten oft noch größere Unterschiede bei den Lohnkosten, erfordern jedoch mehr Logistikplanung und interkulturelle Anpassung.

  • Asien (z. B. Vietnam, Indien, Philippinen):
    Sehr niedrige Löhne, oft unter 20 % des deutschen Niveaus. Besonders attraktiv für arbeitsintensive Produktion oder IT-Dienstleistungen.
    Nachteil: Längere Transportwege und potenzielle Zollbarrieren.

  • Lateinamerika (z. B. Mexiko, Kolumbien):
    Wettbewerbsfähige Löhne kombiniert mit günstigen Handelsabkommen mit den USA und teilweise der EU. Vorteilhaft für Unternehmen mit Absatzmärkten in Nord- oder Südamerika.

  • Nordafrika (z. B. Marokko, Tunesien, Ägypten):
    Sehr niedrige Arbeitskosten, geographisch relativ nah zu Europa, wachsende Produktionsinfrastruktur.

4. Beispiel für Lohnkostendifferenz

Angenommen, ein Facharbeiter kostet in Deutschland inkl. Nebenkosten rund 4.200 € pro Monat.

  • In Polen könnten vergleichbare Gesamtkosten bei 1.800 € liegen (Ersparnis: ca. 57 %).

  • In Vietnam wären es unter Umständen 600 € (Ersparnis: ca. 85 %).

Diese Differenzen zeigen, wie stark sich Standortwechsel oder Produktionsverlagerung auf die Gesamtkosten auswirken können.

5. Weitere Überlegungen bei der Entscheidung

Trotz klarer Kostenvorteile müssen Unternehmen bei einer Auslandsverlagerung folgende Faktoren berücksichtigen:

  • Qualifikationsniveau der Arbeitskräfte

  • Rechtliche Rahmenbedingungen

  • Politische Stabilität und Währungssicherheit

  • Logistik- und Lieferkettenrisiken

  • Kulturelle Unterschiede und Kommunikationsbarrieren


 

Zusammenfassend:

Niedrigere Lohnkosten sind einer der stärksten Gründe für eine Produktionsverlagerung oder einen Standortwechsel ins Ausland. Ob Osteuropa, Asien, Nordafrika oder Lateinamerika – die Einsparpotenziale sind erheblich. Wer jedoch langfristig profitieren will, sollte die Entscheidung nicht allein auf den Stundenlohn stützen, sondern eine ganzheitliche Kosten-Nutzen-Analyse durchführen und die strategische Ausrichtung des Unternehmens einbeziehen.